Den Schotty kennt man natürlich. Aus dem Fernsehen. Und wer ihn noch nicht kennt, dem sei „Der Tatortreiniger“ ans Fernbedienungsherz gelegt, eine Grimme-Preis-gekrönte Serie des NDR. Eine der besten Folgen zeigt seine Begegnung mit einer Verganerin, und der Moment, als ihn danach die Bärchenwurst auf seinem Brötchen angrinst, bleibt mir unvergessen.
Ich muss ein kleines Kind gewesen sein, zu Besuch auf dem Land bei meinen Großeltern. „Heute kannst Du mal sehen, wie Omawurst gemacht wird.“ sagte mein Vater. Omawurst war eine Art Leberwurst mit Stücken, gab es jeden Abend zu Hause aufs Brot, köstlich. Alle Tanten und Onkel waren da, fröhlich und voller Erwartung. Ohne dass ich mich noch an Details erinnern kann, darf ich doch verraten, dass ich seitdem nie wieder Leberwurst gegessen habe. Es spricht allerdings nicht für meine Intelligenz, dass ich sonst (bis auf Gemüse natürlich) alles gegessen habe, was zu Hause auf den Tisch kam: Meine Eltern haben da sehr geschickt agiert. Erst viel später kapierte ich, dass Schnitzel, Frikadellen und Co. nichts anderes als Omawurst waren. Lange vegetarische Phasen folgten, und immer wieder Rückfälle (Mutters Rindfleischrouladen, Hühnchenbrust vom Grill, Cevapcici), Scham und Appetit. Es gab den Beschluss, nicht nur das zarte Muskelfleisch, sondern – wenn schon, denn schon – alles, was ein totes Tier hergibt, zu essen. Das bewirkte übrigens exakt das Gegenteil: Schon der Gedanke an Haut, Fett und Innereien löst Kotzreiz aus. Der Gedanke an Kartoffelsalat mit Würstchen – leider nicht.
Als ich Mama wurde, war klar: Wenn es nötig wäre, Tiere zu fangen und zu töten, würde ich es tun. Und das begründet für mich letztlich die Entscheidung, überhaupt Fleisch zu fressen.
Der liebe Schotty auch. Wir haben dennoch beide sehr gute Gründe, weniger Wurst zu essen. Meine kennt Ihr. Seine könntet Ihr Euch gelegentlich ansehen :-).